Die Praxis des Zen ist Zazen

 

Zen ist ein Weg zur Rückkehr in die Stille unseres Geistes. Die Stille und Weite ist unsere eigentliche Natur. Das Bewusstsein eines Buddhas ist Stille, ist Weite und Unkonditioniertheit. Es bestand vor unserer Geburt und bleibt auch nach unserem Tod. Durch diese Stille kehren wir zu unserem Ursprung, zu unserem ursprünglichen Bewusstsein zurück. Dieses Universum ist eine einzige Einheit, eine grosse klare,  glänzende Perle. In dieser Einheit gibt es kein Ich und kein Du. Die Gegensätze und Spannungen fallen in sich zusammen, und zurück bleibt nur Ruhe, unendlicher Raum und Gelassenheit. Buddha Shakyamuni erkannte dies und machte darauf die Erfahrung der Erleuchtung. Der Buddhismus wurde geboren. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte breitete er sich in ganz Asien aus, verband sich in jedem Land mit der dort herrschenden Kultur. In China entstand der "Chan-Budhismus", der sich in Japan als "Zen-Buddhismus" weiterentwickelte.  Zen ist eine Überlieferung ausserhalb der Schriften, nicht an Worte gebunden, unmittelbar auf das Herz des Menschen zielend. Zen ist kein Lehrsystem, das man sich durch das Lesen von Büchern aneignen kann. Man sitzt auf einem Zafu (Meditationskissen) und kreuzt die Beine im halben Lotus. Das Becken ist auf der Höhe der Lendenwirbel leicht nach vorne gekippt, ohne dabei in ein Hohlkreuz zu fallen.

Die Wirbelsäule ist gerade und aufrecht, so dass sie sich  in ihrer natürlichen S-Form aufrichten kann, indem der ganze Oberkörper im vollkommenen Gleichgewicht ruht.  Jeder Wirbelknochen ruht spannungsfrei auf dem anderen. Zuoberst ruht eine hohle Knochenkugel, die als Kopf bezeichnet wird. Das Kinn ist etwas zurückgezogen und der Nacken ganz aufrecht. Der Bauch ist entspannt und die Nase senkrecht über dem Nabel. Beide Knie ruhen fest auf dem Boden. Während des Sitzen können wir spüren, wie unser Becken auf dem Kissen ruht. n dieser Haltung erfährt der Körper eine natürliche Spannung, er wächst in eine natürliche Spannkraft hinein. Er ruht in sich selber. Die Hände werden ineinander gelegt und ruhen auf den Füssen, die Daumenspitzen berühren einander leicht. Die Atmung ist im Zazen sehr wichtig. Ruhig nehmen wir sie wahr. Man kann sich die Atmung in einer Kreisform vorstellen. Langsam atmen wir durch die Nase ein und drücken sie sanft in den Unterbauch.

Dort verweilen wir einen kurzen Moment, bis wir den Impuls zum Ausatmen verspüren. Wir nehmen diesen war und stellen uns vor, wie während dem Ausatmen die Luft, die noch immer in unserem Unterbauch ist, langsam über die Wirbelsäule wieder nach oben fliesst. Der Atem verbindet uns mit dem Raum, der um uns herum ist, er verbindet uns mitden Anderen, mit unseren Lebensumständen, mit der gesamten Schöpfung. Während des Atmens tauchen die verschiedenen Gedankenformen auf. Unser Unterbewusstsein manifestiert sich. Wir lassen die verschiedenen Gedanken an uns vorbeiziehen. Wir beobachten ihr Entstehen, wir beobachten ihr "Da-Sein", und wir nehmen ihr Verschwinden wahr.  In diesen Prozess wird nicht eingegriffen. Im Zen geht es nicht darum, einen gedankenfreien Raum zu schaffen, "ohne" Gedanken zu sein.  Es geht darum, zu beobachten, wie sich unser Leben manifestiert, wie wir konditioniert sind, wo wir anhaften, und wie wir an unserem Leben (Ego) leiden. Es gibt im Zazen nichts abzulehnen, es wird kein Zustand herbeigewünscht.  Zazen ist nichts anderes als die Rückkehr zum Normalzustand von Körper und Geist. Wenn ein Wirbelknochen auf dem anderen liegt, das Kinn zurückgezogen und wenn der Körper das Denken beobachtet, wer sitzt dann noch auf seinem Meditationskissen ? Es gibt niemanden mehr und wir brechen zur Wirklichkeit durch. Zazen ist nichts anderes als die Rückkehr zum Normalzustand von Körper und Geist. Wenn ein Wirbelknochen auf dem anderen liegt, das Kinn zurückgezogen und wenn der Körper das Denken beobachtet, wer sitzt dann noch auf seinem Meditationskissen ? Es gibt niemanden mehr und wir brechen zur Wirklichkeit durch.

 

 

 

 

Reb Anderson, der Abt des Zen-Kloster Tassajara in Californien drückt es so aus: "Das unbewegte Sitzen Buddhas ist nicht einfach nur Unbewegtheit und Schweigen, sondern Stille, absolute Präsenz. In einer solchen Präsenz existiert auch nicht die geringste Einmischung in das, was geschieht. Es ist eine körperliche und geistige Nichteinmischung in unsere Erfahrung. Es ist tiefes Vertrautsein mit allem, was geschieht. Dieses Sitzen verwirklicht eine unbegrenzt  anpassungsfähige Unbewegtheit, die sich auf die unbeständige Natur der Dinge einlassen kann und sich mit allen Situationen in Einklang zu bringen versteht (zitiert aus: "Ein warmes Lächeln vom kalten Berg", Theseus Verlag, 1998) 

 

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